Wer regelmäßig Nickerchen macht, erleidet eher einen Schlaganfall

Nur mal kurz die Augen zumachen und ein paar Minuten schlummern, bevor die Maloche weitergeht. Ein bisschen Kraft tanken. Das Nickerchen zwischendurch kann ein Energiebooster sein. Wer aber regelmäßig mitten am Tag schläft, sollte diese Gewohnheit überdenken. Eine neue Studie hat jetzt herausgefunden, dass das gewohnheitsmäßige Schläfchen mit einem erhöhten Risiko für Bluthochdruck und Schlaganfällen in Zusammenhang gebracht werden kann.
Bei den Ergebnissen, welche nun im Fachblatt "Hypertension" veröffentlicht wurden, mag sich so mancher künftig wohl lieber die Streichhölzer in die Augen klemmen, statt sich aufs Ohr zu legen. Sie deuten daraufhin, dass Menschen, die regelmäßig ein Nickerchen einlegen, ein um 24 Prozent höheres Risiko haben, einen Schlaganfall zu erleiden als Menschen, die das nicht oder nur selten tun. Die Wahrscheinlichkeit für Bluthochdruck ist um 12 Prozent erhöht, bei Menschen ab 60 Jahren sogar um 20 Prozent. Zum Vergleich: Bei Menschen, die nur ab und zu tagsüber ein Nickerchen einlegten, erhöhte sich das Risiko für Bluthochdruck um sieben Prozent und das für einen Schlaganfall um zwölf Prozent.
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Wie gefährlich ist das Nickerchen?
Aber keine Panik: Ein Nickerchen allein bringt keine Todesgefahr. Es ist nicht schädlich. Der Knackpunkt liegt viel mehr in der Frage, warum das kurze Schlaf-Intermezzo zwischendurch überhaupt vonnöten ist. Erst im März wurde eine Studie veröffentlicht, die herausgefunden hatte, dass Nickerchen gar ein frühes Signal für Demenz sein können. Bei vielen ist die Antwort aber in der Nacht zu finden. "Schlechter Schlaf in der Nacht wird mit einer schlechteren Gesundheit in Verbindung gebracht, und ein Nickerchen reicht nicht aus, um dies auszugleichen", so der Psychologe Michael Grandner zu "CNN". Er war nicht an der Studie beteiligt.
Die Schlafqualität kann von vielen Faktoren beeinträchtigt werden. Neben Schlaflosigkeit zählt auch das Schnarchen dazu, aber auch Faktoren wie das Rauchen oder Alkoholkonsum. Auf die meisten Studienteilnehmenden, die tagsüber regelmäßig eine Schlafpause einlegen, traf einer oder mehrere dieser Faktoren zu. Zudem fand das Forscherteam heraus, dass diese mit größerer Wahrscheinlichkeit männlich, älter, nichteuropäisch und weniger gebildet waren, ein geringeres Einkommen und einen höheren Body-Mass-Index hatten. Die Vielschläfer berichteten außerdem von einem insgesamt eher schlechten Gesundheitszustand, nicht selten von Schlafproblemen. Wer aber nachts zu kurz oder zu schlecht schläft, schleppt diesen Mangel mit in den Tag, was zu einer übermäßigen Tagesmüdigkeit und einem übermäßigen Schlafverlangen führen kann.
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Das Nickerchen als Warnzeichen
Schlafspezialist Raj Dasgupta glaubt, dass das Nickerchen bei bestimmten Personen ein Warnzeichen für eine zugrunde liegende Schlafstörung ist. Er ist zwar überzeugt davon, dass eine kurze Schlafsequenz von 15 bis 20 Minuten zur Mittagszeit zwischen 12 und 14 Uhr der richtig Weg sei, um Schlafmangel auszugleichen. Zumal andere Studien darauf hinweisen, dass ein Nickerchen gar der Gesundheit zuträglich sind. So fand eine Studie erst im vergangenen Jahr heraus, dass das Nickerchen die kognitiven Fähigkeiten verbessern kann. Menschen, die aber unter chronischen Schlafproblemen leiden, rät Dasgupta vom Nickerchen ab. Das könne dazu führen, dass nachts wiederum nicht in den Schlaf gefunden werde. "Schlafstörungen sind mit einem Anstieg der Stress- und Gewichtsregulierungshormone verbunden, die zu Fettleibigkeit, Bluthochdruck und Typ-2-Diabetes führen können – alles Risikofaktoren für Herzerkrankungen", erklärte er "CNN".
Für die Studie nutzten die Forschenden aus China Daten von knapp 360.000 Briten zwischen 40 und 69 Jahren aus der Biobank des Vereinigten Königreichs. Die Teilnehmer:innen hatten zwischen 2006 und 2010 regelmäßig Blut-, Urin- und Speichelproben abgegeben und einmal im Jahr über die Häufigkeit ihrer Nickerchen berichtet. Dabei wurde allerdings nur nach der Häufigkeit nicht aber nach der Schlafdauer gefragt. Außerdem handelte es sich beim Gros der Studienteilnehmer:innen um "Europäer mittleren Alters", wie Studienautor E: Wang einschränkend erklärte. Die Ergebnisse seien daher möglicherweise nicht auf Menschen aller Ethhnien übertragbar.
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