Karl Lauterbach sieht derzeit keinen Anlass für schärfere Corona-Maßnahmen

Wegen der sich rasant ausbreitenden Omikron-Variante gingen die Infektionszahlen zuletzt steil in die Höhe. Nach den aktuellsten Daten für die erste Kalenderwoche 2022, die auf Meldungen aus den Bundesländern basieren und auch Verdachtsfälle einschließen, machte die Variante laut RKI-Bericht einen Anteil von 73 Prozent aus – und ist damit nun die dominierende Virusvariante in Deutschland.

Am Freitag äußerten sich Gesundheitsminister Karl Lauterbach, RKI-Präsident Lothar Wieler und Virologe Christian Drosten auf Bundespressekonferenz zur aktuellen Lage. 

Lauterbach: „Das Unvermeidbare“ hinauszögern

Omikron sei die mit "großem Abstand dominierende Variante", sagte Lauterbach zu Beginn der Veranstaltung. In den kommenden Wochen werde Omikron die Delta-Variante gänzlich verdrängen, fügte RKI-Präsident Lothar Wieler. Zwar gehe die Anzahl der Menschen auf den Intensivstationen zurück, so auch die Todeszahlen. Das werde sich in den kommenden Wochen aber ändern, so Wieler. Selbst, wenn die Infektionen mit Omikron insgesamt milder verliefen, werde die schiere Masse der Neuansteckungen einen erneuten Anstieg der Hospitalisierungsrate und Todesfälle bedeuten. 

Radikalisierung der Corona-Proteste


Konfliktforscher zur Impfpflicht: "Die Behäbigkeit der Politik ist psychologisch verheerend"

Wegen der Auslastung der Labore und der Gesundheitsämter hätten die Meldedaten allerdings an Verlässlichkeit verloren, sagt der RKI-Präsident. Man könne dies aber durch andere Methoden kompensieren. Auch der Minister erläuterte, dass die Kapazitäten für PCR-Labortests sich der "Volllast" näherten. Mangel gebe es derzeit nicht. Mit Blick auf Freitestungen aus der Quarantäne habe er nun veranlasst, dass es für Gesundheitspersonal einen Vorrang bei der PCR-Test-Auswertung in den Laboren gebe.

Auch Virologe Christian Drosten betont, dass die Gefahr von Omikron vor allem von der hohen Infektiosität ausgeht. Im Vergleich zu vorherigen Corona-Varianten sei Omikron von Außen betrachtet "dasselbe Auto mit einem größeren Motor." Dieser Eindruck täusche aber, so Drosten. Um in dem Vergleich zu bleiben, habe Omikron lediglich "breitere Reifen" – sprich: Die Variante hat sich noch besser an den Menschen angepasst.

Kein Zeitpunkt für Entwarnung

Die bisherigen Maßnahmen wirken, betont der Gesundheitsminister. Weiterhin sei es aber das Ziel, das "Unvermeidbare" zu strecken – es sei kein Zeitpunkt für eine Entwarnung. Lauterbach sieht in der Coronakrise vorerst keinen Anlass für zusätzliche Verschärfungen von Alltagsbeschränkungen. Aus seiner Sicht sei zur jetzigen Zeit "das richtige Maßnahmenpaket am Platz", sagte der SPD-Politiker. Sollten die Fallzahlen aber noch deutlich steigen und eine Überlastung der medizinischen Versorgung zu erwarten sein, müsse auch mit anderen Maßnahmen gegengesteuert werden. "An dem Punkt sind wir nicht." Einen Anlass für Lockerungen geben es aber definitiv nicht.

Lauterbach warnt zudem davor, eine Durchseuchung der Bevölkerung zu akzeptieren: "Die Zahl der Opfer, die wir dann beklagen müssten, ist ungewiss, ist sicherlich zu hoch", sagte er. Seit Amtsbeginn habe der Gesundheitsminister 55 Millionen Boosterimpfungen für die Bevölkerung erworben. Grundsätzlich sei er mit der Entwicklung der Booster-Impfkampagne zufrieden.




Urlaub und Corona


Diese 20 beliebten Reiseländer sind jetzt Corona-Hochrisikogebiete

Drosten erwartet endemischen Zustand zum Jahresende

Dass derzeit über drei Millionen Deutsche über 60 Jahren nicht geimpft seien, sei weiterhin das entscheidende Problem. "Wir werden nicht auf Dauer alle paar Monate die gesamte Bevölkerung wieder nachimpfen können", sagt Drosten. Ein "Gemeinschaftsschutz" sei schlichtweg nicht möglich.  Eine Herdenimmunität sei zwar ausgeschlossen, so der Virologe. Dennoch sei ein endemischer Zustand bis Ende des Jahres zu erwarten. Die Frage sei jedoch: "Reicht der Atem bis dahin?"

Als Virologe wolle er sich nicht näher zum Thema Impfpflicht äußern, so Drosten. "Das ist ein politisches Thema." Die Impflücke müsse in jedem Fall geschlossen werden. "Der Bundesgesundheitsminister drückt sich vor nichts", kontert Lauterbach die Frage eines Journalisten, warum er selbst keinen eigenen Vorschlag zur Impfplicht einbringen wolle. Um seinem Amt gerecht zu werden, müsse er grundsätzlich alle Anträge von Abgeordneten unterstützen. Das sei schlichtweg nicht möglich, wenn er sich selbst in die Diskussion einbringe. Als Abgeordneter sei seine Position aber klar: eine Impfpflicht ab 18 Jahren müsse kommen.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen