Corona: Grippemittel könnte bei der Behandlung von COVID-19 helfen – Heilpraxis

Grippemittel: Aprotinin-Spray gegen COVID-19

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 steigt weiter an. Trotz intensiver Forschung steht noch immer keine spezifische Therapie gegen die durch den neuartigen Erreger ausgelöste Erkrankung COVID-19 zur Verfügung. Doch Forschende aus Deutschland und England berichten nun, dass ein Grippemittel eine Behandlungsmöglichkeit darstellen könnte.

Weltweit wurden fast 60 Millionen Infektionen (Stand: 24.11.2020) mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 registriert. Eine spezifische Therapie gegen die durch das Virus ausgelöste Krankheit COVID-19 steht derzeit noch nicht zur Verfügung. Doch Forschende berichten nun, dass ein bereits existierendes Medikament für die Behandlung von COVID-19 in Frage kommen könnte.

Spray für die Grippe-Behandlung

Damit das Coronavirus SARS-CoV-2 in Wirtszellen eindringen kann, muss sein „Spike“-Protein von zelleigenen Enzymen – Proteasen – gespalten werden, wird in einer aktuellen Mitteilung der Goethe-Universität Frankfurt erklärt.

Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von der Goethe-Universität, der University of Kent (Großbritannien) und der Medizinischen Hochschule Hannover fanden jetzt heraus, dass der Protease-Hemmstoff Aprotinin die Zell-Infektion verhindern kann.

In Russland ist ein Aprotinin-Spray bereits für die Grippe-Behandlung (Influenza) zugelassen und könnte für die Behandlung von COVID-19 getestet werden.

Virusvermehrung in den Zellen stoppen

Das Coronavirus SARS-CoV-2 ist auf seiner Oberfläche mit Spike-Proteinen gespickt. Die benötigt der Erreger, um an Proteine (ACE2-Rezeptoren) auf der Oberfläche der Wirtszellen anzudocken. Bevor dieses Andocken möglich ist, müssen Teile des Spike-Proteins durch Enzyme der Wirtszellen – Proteasen – abgetrennt werden.

In Zellkultur-Experimenten mit verschiedenen Zelltypen konnte das internationale Forschungsteam unter der Leitung von Prof. Jindrich Cinatl, Institut für Medizinische Virologie des Universitätsklinikums Frankfurt, Prof. Martin Michaelis und Dr. Mark Wess (beide von der University of Kent) nun zeigen, dass der Protease-Hemmstoff Aprotinin die Virusvermehrung in den Zellen stoppen kann, da SARS-CoV-2 nicht mehr in die Wirtszellen eindringen kann.

Weil SARS-CoV-2 nach der Infektion die Bildung von Protease-Inhibitoren durch die Wirtszellen mindert, ist Aprotinin offenbar in der Lage, dies zu kompensieren.

Die Ergebnisse der Forschenden wurden in der Fachzeitschrift „Cells“ veröffentlicht.

Zugelassener Wirkstoff-Kandidat

In Russland sind Aprotinin-Sprays bereits zur Behandlung von Influenza-Infektionen zugelassen, da auch Influenza-Viren Proteasen der Wirtszellen benötigen, um in sie einzudringen.

„Unsere Ergebnisse zeigen, dass Aprotinin in Konzentrationen gegen SARS-CoV2 wirkt, die wir auch in Patienten erreichen könnten“, so Prof. Jindrich Cinatl.

„Mit Aprotinin haben wir einen für eine andere Indikation bereits zugelassenen Wirkstoff-Kandidaten zur COVID-19-Behandlung, der daher schnell an Patienten getestet werden könnte.“

Prof. Jindrich Cinatl antwortete auf Nachfrage von Heilpraxisnet, dass sich die Frankfurter Forschungsgruppe mit Laborexperimenten beschäftigt und daher keine Behandlung von Patientinnen und Patienten mit Aprotinin planen und durchführen kann.

Allerdings werden in der „U.S. National Library of Medicine“ klinische Tests von Aprotinin an COVID-19-Erkrankten erwähnt. Geplant war, diese bis Ende August 2020 abzuschließen. (ad)

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