Biden nach drei Tagen wieder Corona-positiv: Dahinter steckt der „Rebound-Effekt“

Schon wieder Corona? US-Präsident Joe Biden musste sich jetzt ein zweites Mal in Isolation begeben. Sein Test schlug positiv an – obwohl er noch vor drei Tagen negativ war. Laut seinem Arzt ist der sogenannte „Rebound-Effekt“ dafür verantwortlich.

US-Präsident Joe Biden ist erneut positiv auf das Coronavirus getestet worden. Er habe sich ein weiteres Mal in Isolation begeben, obwohl er sich „weiterhin ziemlich gut fühlt“, teilte sein Arzt Kevin O'Connor in einer Erklärung des Weißen Hauses am Samstag in Washington mit. O'Connor verwies darin auf den sogenannten Rebound-Effekt, der nach einer Behandlung mit dem Covid-Medikament Paxlovid auftreten kann.

Biden: „Leute, heute wurde ich wieder positiv getestet“

Biden hatte erst vor drei Tagen seine Isolation nach zwei negativen Corona-Tests beendet und war ins Oval Office zurückgekehrt. „Leute, heute wurde ich wieder positiv auf Corona getestet“, schrieb der Präsident am Samstag auf Twitter. „Ich habe keine Symptome, aber ich werde mich isolieren, um die Sicherheit aller um mich herum zu gewährleisten. Ich bin immer noch bei der Arbeit und werde bald wieder zurück sein.“ 

Der 79 Jahre alte US-Präsident war am Donnerstag vor einer Woche erstmals positiv getestet worden. Er isolierte sich in seiner Wohnung im Weißen Haus und arbeitete weiter, aber etwas weniger als sonst. Biden wurde mit dem Covid-Medikament Paxlovid behandelt. Und genau dieses ist laut Mediziner O'Connor dafür verantwortlich, dass sein Test nun nochmals positiv anschlug. Dahinter steckt der sogenannte „Rebound-Effekt“.

Der Covid-19-Rebound ist gekennzeichnet durch ein Wiederauftreten der Symptome oder einen neuen positiven Virustest nach einem negativen Test.

Das kann die Covid-Pille Paxlovid

Das Präparat dient dazu, diejenigen, die ein hohes Risiko für einen schweren Corona-Verlauf haben, davor zu bewahren. Die Tabletten Paxlovid vom US-Pharmakonzern Pfizer sind in Deutschland ebenfalls zugelassen und können – vom Arzt verordnet – zu Hause eingenommen werden. Sie sollen die Virusvermehrung im Körper hemmen.

Real-World-Daten, welche bislang als Preprint erschienen , belegten im Juni, dass die Menschen auch in der Omikron-Welle davon profitieren: Bei den Über-65-Jährigen senkte es das Sterberisiko um 81 Prozent, das Risiko der Hospitalisierung um 67 Prozent.

Immer mehr Berichte zum „Rebound-Effekt“

US-Präsident Biden ist nicht der erste, der vom „Rebound-Effekt“ betroffen ist. In den vergangenen Monaten tauchten in den USA immer häufiger Berichte auf, dass mit Paxlovid Behandelte innerhalb von etwa fünf Tagen erneut positiv auf Corona getestet wurden. Das ist dann der „Rebound“. Das heißt, die Wirkung des Medikaments lässt manchmal zu früh nach. Der ehemalige Harvard-Professor Eric Feigl-Ding mahnte bereits im Mai auf Twitter, diesen Effekt nicht zu unterschätzen.

Die Mediziner der Centers for Disease Control and Prevention (CDC) warnten ebenfalls, dass Covid-19 nach Paxlovid erneut auftreten könne.

Der Covid-19-Rebound ist demnach gekennzeichnet durch

  • ein Wiederauftreten der Symptome
  • oder einen neuen positiven Virustest nach einem negativen Test .

Fallberichte hätten gezeigt, dass einige Patienten mit normaler Immunantwort, die eine fünftägige Behandlung mit dem Anti-Covid-Mittel abgeschlossen und sich erholt hatten, zwei bis acht Tage später nochmals erkranken können. Darunter waren auch Geimpfte und Geboosterte.

Die Vertreter der CDC schrieben im Mai, es gebe bislang kaum zuverlässige Daten. Viel deute jedoch darauf hin, dass der „Rebound-Effekt“ nach Paxlovid leichte Symptome verursache. Es lägen keine Berichte über schwere Erkrankungen vor, heißt es in der Zusammenfassung. Darüber hinaus deute nichts darauf hin, dass bei Verdacht auf einen Covid-19-Rebound eine zusätzliche Behandlung mit Paxlovid oder mit anderen Medikamenten erforderlich sei.

Woher der „Rebound-Effekt“ kommt

Eine eindeutige Erklärung für den Rebound-Effekt haben Wissenschaftler bislang nicht gefunden. Es gibt aber verschiedene Theorien dazu.

Einerseits könnten sich Menschen einfach schnell hintereinander mit verschiednen Varianten von Sars-Cov-2 infizieren . Womöglich mit solchen, welche der Wirkung von Paxlovid entkommen.

Das kann aber nicht immer der Fall sein. Eine andere Theorie stellte etwa David Ho, eigentlich HIV-Forscher, auf. Wie „Time“ berichtet, hatte er seine eigene Infektion und andere Fälle in seinem Labor selbst untersucht. Seine kleine Studie zeigte klar, dass es sich nicht um Infektionen mit neuen Corona-Varianten handelte – also um tatsächliche Rebounds. „Es ist keine erneute Infektion mit einem anderen Virus. Die Abläufe sind identisch“, sagte er.

Infektiologe Bernd Salzberger führte dafür im Gespräch mit der „Welt“ eine mögliche Erklärung an: Bei einigen Patienten sei ein Mittel allein einfach zu wenig, um den Erreger langfristig zu besiegen. Bei HIV und Hepatitis C hätten sich auch Wirkstoff-Kombinationen als notwendig erwiesen, um die Vermehrung der Erreger ausreichend zu unterdrücken. Der Leiter der Infektiologie am Universitätsklinikum Regensburg habe etwa selbst eine Patientin behandelt, die zehn Tage nach der Paxlovid-Therapie wieder positiv wurde und auch Symptome entwickelte. Es handelte sich um eine Frau mit sehr geschwächter Immunabwehr.

Ralf Bartenschlager, Leiter der molekularen Virologie am Universitätsklinikum Heidelberg und Präsident der deutschen Gesellschaft für Virologie, lieferte eine weitere Theorie: „Die Immunantwort benötigt recht lange, bis sie so stark ausgeprägt ist, dass die Infektion kontrolliert werden kann.“

Insofern scheinen sich Argumente zu verstärken, dass die Paxlovid-Behandlung besser länger als fünf Tage dauern sollte. Noch gibt es hierzu allerdings keine offiziellen Empfehlungen.

Für wen die Paxlovid-Einnahme sinnvoll ist

Die „Rebound-Effekte“ sind allerdings kein Grund, auf die Anti-Virus-Pille zu verzichten. Von vielen als Wunderpille erwartet, sahen Mediziner es früh eher als „Notnagel“. Die enthaltenen Wirkstoffe Nirmatrelvir/Ritonavir vertragen sich mit vielen anderen Medikamenten wie

  • Allergiemitteln
  • Herzpräparaten oder
  • Krebsmedikamenten

nicht.

Die Liste der Kontraindikationen (Gegenanzeigen), wie eine Leberinsuffizienz, ist lang.

Das könnten Gründe dafür sein, dass es bisher in Deutschland keinen nennenswerten Siegeszug gefeiert hat. Das Bundesgesundheitsministerium hat eine Million Dosen des Medikaments bestellt. Verschrieben worden sind davon laut Ärzte-Portal „Doc-Check“ bislang nur 30.000 Rezepte.

Nach den Empfehlungen der CDC soll Paxlovid nach wie vor zur Behandlung von leichtem bis mittelschwerem Covid-19 im Frühstadium bei Personen mit hohem Risiko für einen schweren Verlauf eingesetzt werden.

Ähnlich gilt für Deutschland laut Robert-Koch-Institut (RKI) die in Europa bedingte Zulassung für die Behandlung von Erwachsenen

  • ohne Beschwerden oder mit leichten Symptomen
  • die keine zusätzliche Sauerstoffzufuhr benötigen und
  • ein erhöhtes Risiko haben, einen schweren Covid-19-Verlauf zu entwickeln.

Konkret empfiehlt das RKI den Einsatz

  • bei ungeimpften/unvollständig geimpften Patienten mit mindestens einem Risikofaktor für einen schweren Covid-19-Verlauf und
  • bei denjenigen mit hoher Wahrscheinlichkeit für Impfversagen.

Bei sehr hohem/komplexem Risikoprofil könnten Behandler auch bei vollständiger Impfung Paxlovid in Erwägung ziehen.

Sehen Sie im Video: Mit 50 fit wie 30: Gefäß-Professor erklärt, wie Sie Ihren Körper verjüngen

FOCUS online Sehen Sie im Video: Mit 50 fit wie 30: Gefäß-Professor erklärt, wie Sie Ihren Körper verjüngen  

Quelle: Den ganzen Artikel lesen