Baumärkte, Möbelhäuser und Klamotten: Lockdown-Ende: Wann dürfen Geschäfte wieder öffnen?

Statt Kundinnen und Kunden in ihre Geschäfte zu locken, nummerieren derzeit immer mehr Händlerinnen und Händler ihre Ware in den Schaufenstern.

Wer bei Juwelieren, Schuhläden oder kleinen Boutiquen vorbeiläuft und interessante Artikel findet, kann diese oft per WhatsApp, E-Mail oder Telefon reservieren und dann mit einem Termin in der Filiale abholen.

Bei Baumärkten wie Hagebau, Obi oder Bauhaus oder auch den Möbelriesen wie Ikea, Mömax oder XXXLutz heißt das Konzept „Click & Collect“ oder „Call & Get“.

Verbraucherinnen und Verbraucher rufen in der Filiale an oder bestellen im Netz, dann bekommen sie ein Zeitfenster, in dem sie die Ware kontaktlos abholen können.
 

Vorbestellen und mit Termin abholen

Die Bestellungen bezahlt man entweder vorab per Überwesiung oder bei Abholung mit Karte – also kontaktlos. Baumarkt-Riese Obi hat dafür etwa extra Kartenlesegeräte an den Eingängen aufgestellt.

Auch Ikea, Mömax und andere Möbelhäuser setzen auf das Konzept, das unter dem Namen „Click und Collect“ mittlerweile ein wichtiger Service für Verbraucherinnen und Verbraucher geworden ist.

„Mehr als 80 Prozent der vom Lockdown betroffenen Händler sind auf alternativen Vertriebskanälen unterwegs, um den Kontakt zu ihren Kunden nicht ganz zu verlieren“, betont Stefan Hertel vom Handelsverband Deutschland (HDE) auf Anfrage.

Wirtschaftlich lukrative Spontaneinkäufe bleiben aus

Hagebau berichtet, dass Kundinnen und Kunden sich während der Corona-Pandemie besonders mit Wandfarben, Fliesen, Parkettböden und auch Produkten aus den Bereich Elektroinstallation und Sanitär eindecken.

Die gesamte Produktpalette sei lieferbar oder stünde in den Filialen zum Abholen bereit. „Immerhin haben wir was zu tun und wir helfen Menschen, die dringend Material brauchen“, sagt ein Obi-Mitarbeiter im baden-württembergischen Ostalbkreis.

Ein echtes Einkaufserlebnis kommt dabei allerdings nicht auf. Per Vorbestellung kaufen die meisten eben nur das, was sie auch wirklich dringend brauchen.

Spontaneinkäufe und Inspirationskäufe, die einen wichtigen Teil der Gewinne im Einzelhandel ausmachen, bleiben aus. Nur wenige Unternehmen erreichen mit Click and Collect Umsatzanteile von über zehn Prozent, berichten Branchenkenner.
 

Offenbar stehen Lockerungen noch gar nicht zur Debatte

Daher hoffen Unternehmerinnen und Unternehmer auf ein Ende der Maßnahmen zum 14. Februar.

Der deutsche Handelsverband betont, man brauche nun klare und transparente Festlegungen aus der Politik. Es müsse beantwortet werden, unter welchen Bedingungen und bei welchen Fallzahlen der deutsche Einzelhandel wieder öffnen könne.

„Da brauchen wir ein Licht am Ende des Tunnels, damit die Händler zumindest eine etwas bessere Grundlage für die Entscheidungen über anstehende Warenbestellungen bekommen“, sagt Hertel.

Tatsächlich aber stehen Lockerungen seitens der Politik offenbar vorerst gar nicht zur Debatte.
 

Wie realistisch sind Ladenöffnungen Mitte Februar?

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Einkaufen unter Corona-Bedingungen

In einer Videoschalte sprach Bundeskanzlerin Angela Merkel genau das aus, was viele Unternehmen, Händlerinnen und Händler wie auch Mitarbeitende im deutschen Handel fürchten.

Die Maßnahmen könnten in die Verlängerung gehen. „Wir können jetzt nicht über Öffnungen sprechen.“

Und: „Die Öffnungen Mitte Februar sind nicht gesichert“, soll die Regierungschefin laut einem Bericht der „Bild“-Zeitung gesagt haben.

Ausschlaggebend für mögliche Ladenöffnungen ist die Entwicklung des Infektionsgeschehens in Deutschland. Das hatten einzelne Ministerpräsidenten nach der Bund- und Länder Videoschalte vor wenigen Tagen in Interviews angedeutet.

Trotz der unklaren Lage planen große Ketten bereits mit einer Ladenöffnung zwischen Mitte und Ende Februar. Das geht zumindest aus Arbeitsplänen hervor, die jetzt für Februar erstellt werden.

Dort sind offenbar Mitarbeitende bereits in den einzelnen Schichten eingeplant. „Natürlich bereiten sich die Händler auf möglichst alle Szenarien vor“, sagt der Handelsverband. Doch wie sehen diese aus?
 

Mögliche Szenarien

 

Szenario 1: Geschäfte öffnen zwischen 15. Februar bis 23. Februar

  • Wird es zu diesen Terminen eine bundesweit einheitliche Regelung geben? Eher unwahrscheinlich.
  • Wird es regionale Ladenöffnungen geben? Vielleicht.

Grund? Das Infektionsgeschehen entwickelt sich im gesamten Bundesgebiet unterschiedlich. Ziel der Bundesregierung und der Ministerpräsidentenrunde ist es, die 7-Tages-Inzidenz von 50 Infektionen pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner bundesweit zu senken.

Der Bundesschnitt liegt derzeit bei 107,6 (Stand: 26. Januar, 13:30 Uhr). Zahlen wertet das Robert-Koch-Institut basierend auf Angaben der Gesundheitsämter aus.

Fraglich, ob sich dieser Wert bis zum nächsten Bund-und-Länder-Gipfel Anfang Februar halbiert.

Baden-Württemberg, Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein könnten möglicherweise das Ziel erreichen. Allerdings könnten Bedenken aufkommen, dass Verbraucherinnen und Verbraucher aus anderen Bundesländern anreisen, um in den Innenstädten zu shoppen.
 

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Szenario 2: Geschäfte öffnen zwischen Ende Februar und Anfang März

  • Wird es eine bundesweite Regelung geben? Eher unwahrscheinlich.
  • Gibt es regionale Ladenöffnungen? Das ist eher wahrscheinlich.

Dieser Starttermin gilt auch aus Branchensicht wahrscheinlicher. In dieser Zeit könnten auch erste Hygienekonzepte mit Hilfe eines Expertenrats von der Politik erarbeitet werden.

Wie sehen diese Modelle aus? Möglicherweise könnten weniger Personen in die Filialen gelassen werden, die verschärfte Maskenpflicht (FFP2 und medizinische Masken) könnte dort ebenfalls greifen und möglicherweise könnten auch verkaufsoffene Sonntage den Ansturm an den Wochenenden entzerren.

Über verkaufsoffene Sonntage entscheiden die Bundesländer. Kommunen und Gemeinden genehmigen diese wiederum.
 

Szenario 3: Geschäfte öffnen viel später

Das dritte (Horror-)Szenario hängt von der Entwicklung des Infektionsgeschehens ab und könnte greifen, wenn sich das Infektionsgeschehen innerhalb der nächsten Wochen nicht weiter entspannt und sogar verschärft.

Ein Filialleiter einer bekannten Modekette sagt: „Das wäre brenzlig.“ Nach dem verpatzten Weihnachtsgeschäft, wäre dann auch das umsatzstarke Osterfest gefährdet. Außerdem würde das die drohende Pleitewelle in den Innenstädten verschärfen.
 

Wenn Geschäfte wieder öffnen: Das sollte man wissen

Sobald die Geschäfte wieder öffnen, wird es in den ersten Tagen und Wochen zu einer großen Nachfrage kommen.

Viele Menschen wollen dann beispielsweise ihre Weihnachtsgeschenke umtauschen. Aber auch Gutscheine, die sie zum Fest erhalten haben und loswerden wollen.

Gutscheine zählten nämlich auch im Corona-Jahr 2020 zu den beliebten Weihnachtsgeschenken der Bundesbürgerinnen und -bürger.

Besonders die Modebranche rechnet mit Rabatten, „die es sonst so noch nie gab“. Einerseits um wieder Menschen in die Filialen zu locken.

Andererseits stapelt sich in den Filialen die Winterware: Mäntel, Handschuhe, Winterstiefel, dicke Pullover oder lange Unterwäsche müssen dann schnell raus.

In einigen Filialen steht zudem noch die Saison-Ware, wie Weihnachtsschmuck oder auch Süßigkeiten zum Fest. Auch diese Produkte müssten dann schnell abverkauft werden. „Wir hatten diese Woche noch Adventskalender im Lager stehen“, sagt eine Mitarbeiterin von Galeria Karstadt Kaufhof in München.

Schließlich fielen gewohnten Sale-Angebote im Januar und Anfang Februar komplett weg. Das ist positiv für Kundinnen und Kunden, aber schlecht für den Handel.

Ware, die jetzt in den Filialen steht, ist größtenteils schon abgeschrieben.

Somit gilt: Alles muss raus, egal zu welchem Preis.
 

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Chip.de Redaktion

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